Detlef Kleineidam
Das Obermeisterporträt
Obermeister Innung: Mannheim – Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis
Obermeister bin geworden, weil…
…ich eine innere Verantwortung spürte, mich für den Fortbestand unserer Innung zu engagieren, dies gerade in Hinsicht darauf, dass die BUGA 2023 in Mannheim ausgerichtet werden wird.
Was möchten Sie als Obermeister Ihrer Innung erreichen?
Vor allem, ein neues Gemeinschaftsgefühl der Innungsmitglieder zu bilden und auf dieser Basis Projekte wie die Teilnahme an der BUGA Mannheim 2023 anzugehen und auch zu realisieren. Diese wird im Zentrum unseres Innungsbezirks ausgerichtet und ist somit eine ideale Möglichkeit, unsere Innung und ihre Mitgliedsbetriebe darzustellen.
Wie gewinnen Sie neue Innungsmitglieder?
Durch persönliche Einladungen zum „Innungsstammtisch“, (siehe unten). Derzeit fallen aber leider aufgrund der Einschränkungen im Zuge Covid-19 alle Veranstaltungen aus, insofern stockt auch der Prozess zur Anwerbung neuer Mitglieder. Ich plane daher in den nächsten Wochen persönliche Kontaktaufnahme mit Einzelbesuchen bei Steinmetzbetrieben, die nicht in der Innung sind.
Wie gestalten Sie Ihre Innungsversammlungen oder andere Innungsveranstaltungen?
Ich habe den „Innungsstammtisch“ ins Leben gerufen. Dieser besteht aus einem Kurzvortrag von mir als Obermeister, beispielsweise zu falschen Materialbezeichnungen in unserem Handwerk, der Weitergabe von aktuellen Informationen und dann einem geselligen Miteinander und Erfahrungsaustausch der anwesenden Innungsmitglieder.
Der „Innungsstammtisch“ ist nicht auf die Geschäftsführer begrenzt, sondern auch deren EhepartnerInnen sind dazu herzlich eingeladen. Diese Treffen werden sehr gut angenommen.
Innungsversammlung fand aufgrund Covid-19 in meiner Zeit als Obermeister, (seit März 2020), noch keine statt. Ich glaube nicht, dass die Einberufung einer virtuellen Innungsversammlung aufgrund mangelnder aktueller Themen ein Erfolg wäre.
Ich informiere die Mitglieder meiner Innung in unregelmäßigen Abständen über E-Mail-Rundbriefe zu aktuellen Themen in unserem Handwerk und Innungsbezirk, beispielsweise der Änderung des Bestattungsgesetzes in Baden-Württemberg oder der Schließung der Ausbildungsstätten in Mainz und demnächst Ingolstadt.
Wie ist das Stimmungsbild in Ihrer Innung?
Ich denke, dass die Innungsmitglieder über die Jahre etwas „lethargisch“ geworden sind und neues Vertrauen in die Arbeit des Obermeisters und des Vorstands gewinnen müssen, damit das Interesse an eigenem Engagement und einer Mitarbeit wie z.B. bei der BUGA 2023 in Mannheim wächst. Dazu kommt, dass einige Innungsmitglieder vor Veränderungen wie altersbedingten Schließungen oder Übergabe in ihrem Betrieb stehen und deren Interesse dann naturgemäß nicht mehr so ausgeprägt ist. Wir müssen uns alle darüber klar sein, dass eine Innung heutzutage nicht mehr das ist, was sie früher war, als vielleicht die Innungsreisen und deren Spaßfaktor eine Innung attraktiv erscheinen ließen. Eine Innung, grundsätzlich der Innungsverband mit dem BIV, ist in meinen Augen jetzt eine Form der Vernetzung und des gegenseitigen Informationsflusses, um unser Steinmetzhandwerk und jeden einzelnen Mitgliedsbetrieb in der heutigen Zeit am Leben zu erhalten.
Was ist die größte Herausforderung für das Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk in den nächsten Jahren?
1.) Nachwuchsfindung, Nachwuchsförderung, daher Erhalt der überregionalen Ausbildungszentren, wenn auch aufgrund stark nachlassender Lehrlingszahlen unter einer Konzentration auf max. zwei Schulen im Bundesgebiet. 2.) Die Förderung und den Erhalt der individuellen, handwerklich-künstlerischen Gestaltung im Bereich Grabdenkmal durch Seminare und Schulungen geeigneter Lehrlinge, Gesellen und Meister, weiterhin 3.) eine bessere PR und Öffentlichkeitsarbeit für unser Steinmetzhandwerk, aber woher sollen dafür die Mittel fließen?
Warum ist es für einen Betrieb einfach nur gut, Mitglied in einer Innung zu sein?
Die Mitgliedschaft in einer Innung bedeutet, im Verbund mit dem Bundesverband in „dem“ Netzwerk unseres Handwerks aufgefangen zu sein. Gerade für handwerklich, betriebswirtschaftlich oder gestalterisch schwächer aufgestellte Kollegen sehe ich die Einbindung in den Innungsverband als unerlässlich an, um jederzeit Zugriff auf wichtige, aktuelle Informationen, Beratung und Weiterbildung zu haben, die ihnen helfen, in den nächsten Jahren und darin anstehenden Veränderungen zu bestehen. Unser Handwerk kann, das ist meine feste Überzeugung, die Herausforderungen der nächsten Jahre nicht überstehen, in dem ein Jeder allein, ohne Mitgliedschaft in einer Innung und daher ohne regionalen und auch bundesweiten Verbund zu den anderen Kollegen, versucht, sich gegen die Veränderungen zu stemmen und die Herausforderungen mutterseelenallein anzunehmen. Dies kann nur erfolgreich sein, wenn wir es alle gemeinsam angehen. Ich schreibe dies übrigens mit der Erfahrung, selbst einige Jahre nicht mehr in einer Innung Mitglied gewesen zu sein, was meine Erfahrungen, für eine Mitgliedschaft zu sein, aber nur verstärkt hat.
Zum Abschluss der Meisterschule, 1986 in Aschaffenburg, gab uns die Prüfungskommission den Spruch mit auf den Weg „Gott schütze das ehrbare Handwerk!“ Damals, in jungen Jahren, belächelten wir diesen Spruch als eine altbackene, von der Zeit überholte Tradition und Floskel. Aber dieser Spruch trägt eine sehr tiefe Wahrheit in sich – und diese liegt für mich in dem Wort „ehrbar“. Wir müssen „ehrbar“, ehrlich, aufrichtig und mit einer gewissen Ehrfurcht unserem schönen, alten Steinmetzhandwerk gegenüber bleiben, dann haben wir gute Chancen, weiter zu bestehen.
Ilvesheim, 1. Februar 2021
Detlef Kleineidam
Obermeister der Innung Mannheim – Heidelberg – Rhein-Neckar-Kreis
Mühlenweg 1, 68549 Ilvesheim